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Es gibt im Eishockey doch kaum etwas Schöneres als wenn ein Spieler ausholt, voll durchzieht und der Puck ist erst wieder zu sehen, wenn er das Netz ausbeult. Ein Schlagschuss, hart, platziert, am besten noch hoch unter die Latte – sagenhaft. Die Scharfschützen von der Blauen Linie sterben langsam aus. Das mag daran liegen, dass die Torhüter besser geworden sind und Spieler im eigenen Drittel konsequenter Schüsse blocken. Umso spektakulärer ist es, wenn ein Schlagschuss durchkommt und im wahrsten Sinne des Wortes einschlägt.
Al MacInnis war genau wegen dieser Spezialität bekannt. Die Calgary Flames drafteten ihn 1981 vor allem wegen seines harten Schusses an 15. Position. MacInnis spielte zunächst vor allem im Powerplay, arbeitete dann aber an Skating, Stickhandling und Passspiel und wurde zu einem der besten Verteidiger der NHL. 1989 gewann MacInnis mit den Calgary Flames den Stanley Cup und die Conn Smythe Trophy für den Playoff-MVP. In 22 Spielen sammelte er 31 Punkte (7 Tore/24 Assists) – zum ersten Mal in der Geschichte der NHL wurde ein Verteidiger Topscorer der Playoffs. 1999 gewann MacInnis die Norris Trophy. Mehr Auszeichnungen zum besten Verteidiger der NHL wurden es nur deswegen nicht, weil die Konkurrenten in dieser Zeit Ray Bourque, Chris Chelios, Brian Leetch, Paul Coffey, Rob Blake, Chris Pronger (MacInnis‘ Teamkollege bei den St. Louis Blues) und später Nick Lidström hießen.
„Grip it and rip it“, zupacken und draufhauen, so beschrieb MacInnis das Geheimnis hinter seinem harten Schlagschuss, den er schon als Kind mit unzähligen Versuchen auf die elterliche Scheune trainierte. MacInnis‘ Rekord beim „Hardest Shot“-Wettbewerb liegt bei 100.4 Meilen pro Stunde (161,6 km/h) – wohlgemerkt mit einem Holzschläger. Jahrelang duellierte er sich mit Al Iafrate (beste Frisur der NHL-Geschichte?) um den härtesten Schuss. Aber MacInnis jagte die Scheibe nicht nur mit viel Tempo aufs Tor, sondern auch platziert. „Niemand konnte so hart schießen und dabei wissen, wohin der Schuss geht, wie Al MacInnis“, so Brett Hull, sein Teamkollege bei den Calgary Flames und den St. Louis Blues. Wenn der Torwart im Weg stand, musste er manchmal auch dran glauben. Wie Mike Liut, dem MacInnis mit einem Schuss von hinter der Blauen Linie die Maske zerballerte. Die Scheibe trudelte anschließend über die Linie. Meistens war der Puck wenn er MacInnis’ Schläger verließ aber so lange nicht zu sehen, bis er das Netz ausbeulte.
Al MacInnis belegt in der ewigen Rangliste der NHL unter den Verteidigern bei Toren, Assists und Punkten jeweils Platz drei hinter Ray Bourque und Paul Coffey. Er ist Mitglied der Hall of Fame und wurde 2017 zu einem der 100 besten Spieler der NHL-Geschichte gewählt.